Montag, 26. Januar 2009

Busfahren, einfach nur Busfahren

Jetzt neu: Die 22 Stunden Busfahrt zusammengefasst in 4.30 Minuten, mit Fotos:



Und hier nur der Ton:









Es ist die längste Busstrecke, die Nicaragua anzubieten hat und ich fahre sie immer wieder gerne. Von der Hauptstadt Managua, fast am Pazifik gelegen bis rüber nach Bilwi, Puerto Cabezas an der Atlantikküste. Knapp 600 Kilometer sind das. Kling nicht nach viel.

Eine Reise, die kaum besser einstimmen könnte auf einen Aufenthalt an der Costa. Schon im Bus wird Mískito gesprochen, die Fahrt hat etwas von einem Familienausflug auf dem Rückweg nach Hause. Los geht's am Mercado Mayoreo im Osten Managuas, es ist Abend, gerade wird es dunkel. Der Bus wartet schon seit Stunden, einer dieser gelben ehemaligen US-Schulbusse. „Rapido y furioso“ sei er, das steht vorne auf der Scheibe. Auf dem Dach stapeln sich die Pappkisten, Säcke und allerlei sonstiges Gepäck. Zwei junge Männer schrauben noch ein bisschen am Motor herum. Wenn man nicht wüsste, dass der Bus nicht das erste Mal die Strecke fährt – man hätte so seine Zweifel, ob er das packen wird.

Ich quetsche meinen großen Rucksack in die Gepäckablage, meine Beine zwischen meinem sitz und dem davor, den kleinen Rucksack darauf und gut. Dann beginnt die Fahrt. Erst auf der geteerten Straße, ganz tranquilo nach Nordosten, mal läuft Musik, erst Reggaeton, dann Ranchero, mal nicht. Später am Abend machen wir kurz Pause, es gibt Reis mit Bohnen, was sonst, dann beginnt bald der Teil der Reise, der sie so lange macht. Ab jetzt ist die Straße – Schotter, Sand, Löcher – schlecht. Vor zwei Jahren hieß es schon, Hugo Chavez würde die Straße teeren – passiert ist bis heute nichts. Zum Glück ist Trockenzeit, denn immer wieder fahren wir durch kleine Flüsse durch. Brücken darüber sind zwar im Bau, aber noch nicht fertig. Der Busfahrer kurbelt am Lenkrad, der Bus schwankt, ruckelt, quietscht, keucht ab und an und kriecht durch die Nacht. Eigentlich unglaublich, dass man dabei schlafen kann. Es gibt zwar durchaus gemütlichere Orte dafür, aber es geht. Irgendwie.

Ab und an – es ist noch nicht richtig morgen – krähen zwei Hähne im Pappkarton. „Kampfhähne“ hat jemand mit Edding darauf geschrieben. Die Viecher werden noch gebraucht, wahrscheinlich dreht ihnen deshalb niemand den Hals um. Im Bus läuft Radio, Werbung für Dünger und Dengue-Prävention. Wir fahren durch kleine Dörfer durch, ein paar Holzhäuser, Hügel, Bäume, Kühe. Ein Kolibri. Ein, zweimal eine kleine Panne. Frühstücksreismitbohnen in La Rosita. Wir fahren weiter. Draußen waschen sie Gold aus dem Berg.

Unterhalte mich mit meiner Sitznachbarin ein bisschen über Politik, Geschichte und überhaupt. Dann wird die Landschaft flacher, wir überqueren mit der Fähre den Río Wawa und sind schon da: Nach gut 22 Stunden kommen wir in Bilwi an. Kleidung und Gepäck sind komplett mit einer gelblichen Staubschicht bedeckt. Mein ganzer Körper irgendwie auch. Aber den kann man ja abwaschen.

Im Fotoalbum rechts gibt's bald - so die Internetverbindung will - einige Bilder von der Fahrt.

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