Montag, 24. Januar 2011

Der Bus faucht und Evo träumt

La Quiaca, Argentiniens Grenzstadt, Kakteen wachsen hier und Hunde bellen die Autos an. Samstagmorgen halb sieben, der Bus aus Salta war eine Stunde schneller als geplant. Es nieselt und es ist kalt. Ein paar Blocks weiter, in Villazón, ist es erst halb sechs, doch um die Stunde geschenkt zu bekommen, muss ich mich erstmal in die Schlange stellen. Viele Leute laufen an der Schlange vorbei, Männer, ein Fahrrad schiebend, und Frauen im bunten Gewand, beladen mit Tüten voller Brot und Eiern. Wer nur mal eben so nach Bolivien will, wird nicht kontrolliert.


"Bienvenidos a la República de Bolivia" steht auf dem Schild, in weißen Lettern auf grünem Grund. Das Schild ist veraltet, denn eine Republik ist Bolivien seit einem Jahr nicht mehr. Der Einreisestempel wurde schon aktualisiert: Estado Plurinacional de Bolivia steht da. Plurinationaler Staat Bolivien.

Der Bus umfährt einen die Straße blockierenden Unfall auf Feldwegen und faucht. Er kämpft sich nach oben; mal ist die Straße geteert, mal nicht. Die Landschaft ist karg, braune Erde, ein paar Sträucher, ab und zu ein Baum. Auf Mauern und Häuser steht, hingesprüht mit blauer Farbe: "Evo" und "MAS". "Más" heißt auf Spanisch "mehr" und MAS ist das Movimiento al Socialismo, die Regierungspartei Boliviens. Und Juan Evo Morales Ayma ist der erste indigene Präsident; er hat sich zum Ziel gesetzt, das Land umzugestalten, von 500 Jahre Kolonialherrschaft zu befreien. Was er (natürlich nicht alleine) schon geschafft hat (und was nicht), das will ich mir in den kommenden Wochen anschauen.


Abends in der Pension in Potosí, rund 4000 Meter über dem Meer, spricht Morales im Fernsehen, es ist die Zusammenfassung seiner Rede vor dem Parlament. Genau fünf Jahre ist er nun im Amt und zieht Bilanz. Und er träumt. Er träumt von einer Zugverbindung vom Atlantik zum Pazifik und ist gleich bei dem für Bolivien wichtigsten Thema: Dem Zugang zum Meer.

Den verlor Bolivien nämlich Ende des 19. Jahrhunderts und ist seitdem ein Binnenstaat - ein nationales Trauma. Und die Atacama-Wüste, sagt Morales noch ganz nebenbei, die holen wir uns auch bald zurück. Die Atacama-Wüste (bekannt durch die 33 Kumpel, die dort aus dem Stollen gerettet wurden und unter der ein großes Lithium-Vorkommen vermutet wird), gehört aber zu Chile. Und jetzt sagt Morales, sie holen sie bald zurück! Das sorgt für Schlagzeilen und Aufregung. Kommt gar nicht in Frage, faucht Chiles Präsident Piñera. Zwar reden die beiden Regierungen seit einer Weile wieder miteinander, auch über Boliviens Meereszugang, aber die Atacama-Wüste steht nicht zur Debatte, betont Piñera.

Am Sonntag sagt Morales' Sprecher: Das mit der Atacama-Wüste, das war nur ein Scherz.

1 Kommentar:

  1. genieße dieses traumhafte land! evo will schon seit jahren das meer zurück haben. es gibt sogar den tag des meeres, 27.3., wenn ich mich recht erinnere. dann wird jedes jahr protestiert. schau dir unbedingt die salar de uyuni an, fahr wenn möglich nach rurrenabaque. erwarte nicht zu viel von santa cruz, es ist die reichste stadt boliviens unt hat aucßer knapp einer million einwohner nichts zu bieten. da ist sucre schöner - und auf jeden fall la paz.

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